Betrachten wir die Birke im frischen Frühling vermittelt sie mit ihrem weißen Stamm und
ihren lichtgrünen rauten- bis herzförmigen Blätter eine bewegliche Anmut und Leichtigkeit.
Ihr Erscheinungsbild wirkt hell, luftig, aufhellend und lässt freundlich andere Pflanzen unter
sich gedeihen.

Die Birke ist ein Pionierbaum das heißt, sowohl nach der letzten Eiszeit fand sie ihren Weg als
erster Laubbaum in unsere Regionen als auch besiedelt sie als erster Laubbaum nach
Windbrüchen im Wald wieder das Gelände.

In der Regel wird die Birke ca. 80 bis 100 Jahre alt, bereitet den Boden und verbessert ihn:
„Wie der Wind wehen, wieder Vergehen und Platz für andere Bäume schaffend“.
Sie ist auch eine Grenzgängerin, da sie der letzte Laubbaum in den Bergen, in den arktischen
Breiten und am Rande von Mooren wächst und ist geprägt von Zähigkeit gegenüber kalter und
rauer Witterung.

Mythologie und Brauchtum

Aus der wahrnehmenden Betrachtung heraus, transportiert die Birke Licht und Fröhlichkeit,
Beweglichkeit und Geschmeidigkeit. So gesehen ist es verständlich, dass in der Mythologie die
Birke als Baum des Neubeginns und der Wiedergeburt angesehen wurde.

In den vorchristlichen Frühlingszeremonien, wo das aufsteigende Licht und die damit
verbundene künftige Fruchtbarkeit des Landes gefeiert wurde, war sie ein Attribut der
„weißen“ jugendliche Göttin.

Gelebtes Brauchtum finden wir noch, wenn zum ersten Mai junge Birken geschlagen, festlich
gerichtet aufgestellt werden und der Tanz in den Mai um die bunt geschmückte Birke
stattfindet. Der Hintergrund ist, dass der Geist der erwachenden Vegetation geehrt und
ausgelassen gefeiert wird. In manchen Gegenden ist es noch Tradition, dass junge Männer
ihrer Liebsten oder Braut einen Maibaum vor’s Haus stellen.

Keltisches Druidentum

Bei den keltischen Druiden gab es den Oghamkreis, ein früh-irisches Baumalphabet, das in der
Zeit von 600 v.Chr. bis ca. 700 n.Chr. in Gebrauch war und mündlich überliefert wurde. Dieser
Baumkreis besteht aus 25 einheimischen Bäumen und Baumsträuchern, denen jeweils
bestimmte Archetypen, Kräfte und Heilwirkung zugesprochen wurden. Die Bäume sind im
Jahreskreislauf einer bestimmten Zeit zugeordnet und dienen so als heiliger Kalender. Die
Kelten haben die Bäume als Verkörperungen der geistigen Prinzipien ihrer Weltanschauung
gesehen.

Die Birke repräsentiert in diesem Baumkalender das erste Oghamzeichen, steht für den
Anfang, was auch Name „beth“ bedeutet. Ursprünglich wurden Wiegen und Krippen aus
Birkenholz gefertigt. Ebenso wurden rituelle Auskehrungen des Alten und sich vom Winter zu
befreien mit Birkenreisigbesen gemacht, also eine spirituelle Reinigung vor dem Neubeginn.

Baum-Heilkunde der Birke

Die Birke kann an ihren unterschiedlichsten Standorten mit dem Wasserhaushalt der Natur
sehr gut umgehen. Aus dieser Betrachtung heraus wird sie traditionell als Mondpflanze
bezeichnet. Der Mond bewegt die Flüssigkeiten in den Pflanzen und im Menschen. Wir
Menschen benötigen Wasser für viele wichtige Lebensprozesse. Unsere Körperflüssigkeiten
regulieren Temperatur, transportieren Nährstoffe und Sauerstoff und befreien den Körper
von Stoffwechselprodukten.

Nach dem Simile-Prinzip „Ähnliches hilft Ähnlichem“, unterstützt sie den Wasserhaushalt im
menschlichen Körper, mobilisieren Flüssigkeit im Körper und hilft somit beim Entschlacken.
In der modernen Phytotherapie bestätigen sich diese Anwendungsweisen der Birke durch die
Erforschung der Inhaltstoffe von Flavonoiden, Saponinen, Gerb- und Bitterstoffe, Salicylate
und Mineralien wie Kalium und Calcium. Sie ist eine Pflanze zur Durchspülung (Aquaretika).
Sowohl aus dem empirischen Erfahrungsschatz als auch aus neuesten Erkenntnissen
gewonnen ist die Birke eine Stoffwechsel- und Rheuma-Pflanze.

Rezepte:

Frischer Birkenblättertee:

Tee aus jungen, frischen Blättern regen Galle, Niere und Blase an. Sie wirken harntreibend,
entzündungswidrig und schweißtreibend und helfen bei Gicht, die ja durch

Harnsäureablagerungen in den Gelenken hervorgerufen wird. Auch Wasseransammlungen im
Gewebe (Ödeme) werden durch die entwässernde Wirkung abgeleitet. Sie ist somit heilend
bei Blasenentzündungen und Nierenschwäche. Eine Teekur über vier Wochen mit drei Tassen
Birkenblättern täglich kann hilfreich sein.

Herstellung:
Für den Tee werden die jungen Birkenblätter zwischen Mai und Juni gepflückt. Nach Juni
enthält das Laub nicht mehr so viele Wirkstoffe.

Für den Birkenblättertee übergießen Sie pro Tasse 6-8 frische Blätter mit kochendem Wasser
und lassen den Aufguss fünfzehn Minuten ziehen. Danach durch ein Sieb abgießen und
langsam in kleinen Schlucken trinken. Die längere Ziehzeit für den Tee kommt durch den
Inhaltsstoff der Flavonoide, welche sich nur langsam lösen.

Ein Birkenölauszug

Die in den Birkenblättern enthaltenen Gerb- und Bitterstoffe haben eine Heilwirkung auf die
Haut. Äußerlich angewendet wirkt sie bei Ekzemen, Hautflechten und sogar
Kopfhautschuppen.

Herstellung:
Die beste Zeit zum Sammeln von Birkenblättern ist ein sonniger Frühlingsmorgen. Dann haben
die jungen, zarten Blätter den höchsten Wirkstoffgehalt. Geerntet werden sie nicht einzeln,
sondern mit den Zweigen. Dafür schneidet man etwa 50 cm lange Birkenzweige mit einer
Astschere. Zur optimalen Wundheilung des Baumes schneidet man sauber bis zum vorherigen
Ast zurück. Die Birkenzweige sollte man vor dem Verarbeiten der Blätter ca.12 Std. in einem
Raum auf einem Tuch antrocknen. Diese bitte nicht dem direkten Sonnenlichte aussetzen.4
Baumbetrachtung Birke von Franca Bauer, Frühling 2021

Durch die Trocknung verdunstet Wasser aus den Blättern, somit erhöht sich später die
Konzentration der Wirkstoffe im Öl.

Nach der Trocknung zupft man die Birkenblätter von den Zweigen und füllt diese locker zur
Hälfte in ein entsprechend großes Glas und übergießt dies mit Sesamöl. Achten Sie darauf,
dass das Sesamöl die Blätter vollständig bedeckt, damit diese nicht anfangen zu schimmeln.
Nun werden die Blätter mit einem Holzstampfer leicht zerdrückt, sodass der Pflanzensaft und
die Wirkstoffe leichter ins Öl übergehen können. Bedecken Sie das Glas mit einem
grobmaschigen Baumwolltuch, damit das Öl atmen und das Wasser entweichen kann. Das
Glas an einen sonnigen, trockenen Platz stellen und einmal täglich mit einem Holzlöffel
umrühren.

Nach 3–4 Wochen werden die Birkenblätter durch ein Tuch abgeseiht.
Dem Birken-Öl kann man wahlweise ätherische Öle hinzufügen. Diese verleihen ihm einen
angenehmen Duft und zusätzliche Wirkungen. Zum Beispiel wirkt Lavendel entspannend und
ausgleichend, Zitronengras belebend und reinigend.

Auf 100 ml Birkenölauszug können sie ca. 10 Tr. ätherisches Öl hinzugefügt. Bewahren Sie das Massageöl
in einem dunklen, verschließbaren Glasbehälter auf. Beschriften Sie Ihren
Heilpflanzenölauszug mit allen Ingredienzen und dem Haltbarkeitsdatum. In der Regel ist das
Birkenöl 1 Jahr haltbar.

Birkenblättersalz

Eine weitere Möglichkeit, die stoffwechselfördernde Wirkung der Birkenblätter zu nutzen ist
es, ein Birkensalz herzustellen. Dieses Birkensalz kann zum Vollbad oder Fußbad genutzt
werden. Damit das Birkensalz nicht im der (Fuß)Wanne herumschwimmt, fülle ich dieses in
ein Baumwoll-Beutelchen.

Herstellung:
Für 250 gr. Meersalz nehme ich ca. 30 gr. Birkenblätter. Diese schneide ich klein. Im Mörser
werden die Birkenblätter und das Salz verbunden. In ein Glas abfüllen und ein paar Tage
stehen lassen. Die fein zerriebenen Birkenblätter werden durch das Salz konserviert. Es ist ca.
1 Jahr haltbar.

Kulinarisches in der Küche:
Die nach dem Austrieb gesammelten jungen Blätter sind außerdem eine gesunde und
schmackhafte Beigabe zu frischen Wildkräutersalaten.