Wenn der Weißdorn mit seiner weißen Blütenpracht erblüht, dann wissen wir, der hohe Frühling
hat Einzug gehalten. Im Vorfeld fliegen schon die Bienen und Hummeln an die Blüten und prüfen,
wann es endlich soweit ist. Und dann, ist es eine reiche Gabe an die Insekten, die sich laben an
dem Nektar. Ein wahres Konzert von Summen und Brummen bildet sich um den Baum. Die
frischen weißen Knospen schmecken ausgesprochen lecker und sind Farbtupfer auf süßen
Speisen. Im Herbst sind die tiefroten Beeren eine reiche Nahrungsquelle und Delikatesse für die
Vogelwelt.

Kleine Orientierung zur Herkunft und Botanik

Der Weißdorn ist ein Dornenstrauch aus der Familie der Rosengewächse (Rosaceae) zu den auch
unsere bekannten Obstbäume wie z.B. Apfel, Birne, Quitte oder Schlehe zugehörig sind.
Hauptsächliche Verwendung in der Heilkunde findet der Eingriffelige Weißdorn (Crataegus
monogyna) und der Zweigriffelige Weißdorn(C.laevigata).

Der Weißdorn kann bis zu ca. 12 m hoch werden, hat tiefreichende Wurzeln und verbindet sich
somit tief ins Erdenreich. Er kann 500 Jahre & älter werden, liebt eher basische Kalkböden und ist
überall in den gemäßigten Klimazonen der Nordhalbkugel zu Hause.

Das harte feste Weißdornholz wird für Werkzeugstiele, Spazierstöcke, Schnitz- und Drechslerarbeiten
verwendet. Der knorrige Baumstrauch ist zu finden auf Wiesen, an Waldrändern, in Hecken und in
lichten Laubwäldern.

Er ist ein Bote des Spätfrühlings, dann leuchtet sein Frühlingsgewand, überzogen mit einer weiß –
rosa Blütenpracht. Gesammelt werden die Blüten und Blätter zum Zeitpunkt der Vollblüte von
April bis Mai zur Zeit des höchsten Wirkstoffgehaltes. Die vollreifen mehlig-schmeckenden Beeren
werden ab September geerntet.

Vom Mund zum Ohr: Ein Feenbaum oder Besungen und in Mythen beheimatet

Im Volksmund ist sein Name „Hagedorn“. Im etymologischen Wörterbuch finden wir zu „Hag“
Verbindungen mit Hecke, Einfriedung, umfriedeter Ort als auch – hegen, hüten, schützen, pflegen,
nähren, offenbart seine Bedeutung.

Früher wurden dichte Weißdornhecken als lebendige Schutzräume gepflanzt – er hegt das offene
Land – schützend ein.

Im deutschen Volksglauben galt der Weißdorn als Wohnstätte der Elfen. Es wurde bunte Bänder
und Haare in die Äste geflochten um die Elfen milde zustimmen als auch das Sie geneigt waren,
gute Taten für den Spender zu vollbringen.

In Irland hat sich dieses Gedankengut bewahrt. Ich habe noch einen Artikel von vor über 30 Jahren
aufbewahrt. Dieser beschreibt die Situation von irischen Handwerkern, die eine Straße bauen
sollten. Sie hätten einen heiligen Weißdorn fällen sollen, dem Sitz der Feen, dazu haben sie sich
standhaft geweigert. Sie wollten auf gar keinen Fall den Zorn der Feen auf sich ziehen!

Am westlichen Rand Europas finden sie wir noch. Aus der Zeit gefallene vorchristliche Heiligtümer,
klobige und archaische Monumente aus der Megalithkultur als auch sogenannte Ringfords. Der
Zeit und der Veränderung getrotzt finden wir diese Kraftorte und alte Siedlungsplätze umsäumt
mit uralten knorrigen Weißdornhecken. Dort und auch an heiligen Quellen finden wir Sie –
geweihter Weißdorn – geschmückt mit farbenfrohen Stoffbändern.

Auch im altirisch-keltischen Baumkalender ist der Weißdorn bedacht, sein Oghamzeichen ist
huathe. Altes Brauchtum besagt, dass die Zweige an der Tür eine abwehrende Schutzkraft vor
schadbringenden Geistern in sich tragen. Auch hier offenbart sich seine Bedeutung und besondere
Beziehung zu den Feen: Kinderwiegen aus Weißdorn sollen verhindern, dass Kinder von bösen Feen
ausgetauscht werden.

Der isländische Name des Weißdornes svefnthorn Schlafdorn –spiegelt eine mytholgische –
mystische Bedeutung des Baumes wieder, die wir in Märchen und Mythen wiederfinden.
Odin benutzte einen Dorn von Weißdorn um Brunhilde in einem magischen Schlaf zu versetzen.
Pflanzenbetrachtung Weißdorn

Die Fee Viviane/Niniane und Merlin: Der greise Prophet/ Druide Merlin hat sich unsterblich in
Viviane verliebt. Nachdem Merlin ihr all seine Künste verraten hatte, bannte sie ihn mit dem von
ihm erworbenen Wissen unter einem Weißdorn. Nur sie selbst konnte diesen Bannkreis
durchbrechen und ihn, wann immer sie wollte, besuchen.

In dem Märchen Dornröschen, wird die Prinzessin von einer Spindel (trd., Weißdorn – hart& zähes
Holz) gestochen und fällt in einen tiefen hundertjährigen Schlaf. Ein Wiedererwachen im neuen
Zeitalter findet statt. Sie war in der Anderswelt und wurde nicht älter.

Der Weißdorn gebietet Schutz für Reisen in die Feenreiche, in andere Welten und Dimensionen
und unterstützt die Kommunikation mit Ihnen.

Ein hethitisches Gebet, das um 1500 v. Chr.
geschrieben wurde:

Du bist der Weißdornstrauch,
im Frühling kleidest du dich weiß.
Zur Zeit der Ernte aber kleidest du dich blutrot.
Dem Schaf, das unter dir hinweggeht,
rupfst du das Fell.
So ziehe auch von diesen Mandanten,
der durch das Tor (deiner Hecke) geht,
Böses, Unreinheit und den Zorn der Götter weg.
Pflanzenbetrachtung Weißdorn

Hauptwirkungsstoffe

Inhaltstoffe Blüten und Blätter: 1-2% Flavonoide, 0,4 – 1% Procyanidine, biogene Amine,
Triterpensäuren, Acetylcholin, Tyramin, Phenolcarbonsäuren, Sterole, Gerbstoffe, Polysaccaride
Früchte: ähnliche Inhaltsstoffe wie die Blüten / Blätter, haben aber einen höheren
Procyanidingehalt und mehr Vitamin C, jedoch einen geringeren Flavonoidgehalt als Blatt und
Blüte.

Anwendungsgebiete: (innerlich und äußerlich):

Der Weißdorn ist ein weitverbreitetes Heilmittel und Tonikum für Herz und Kreislauf.
Er unterstützt das Herz in allen Phasen und darf über einen längeren Zeitraum eingenommen
werden und hat keine Nebenwirkungen.

Der Weißdorn schützt und stärkt das Herz. Er steigert die Kontraktionskraft des Herzens und
erweitert gleichzeitig die Gefäße, insbesondere die Herzkranzgefäße und verbessert somit die
Sauerstoffversorgung des Herzmuskels.

Die Durchblutung der Herzkranzgefäße wird verbessert, der Herzrhythmus wird stabilisiert und
der Blutdruck reguliert und harmonisiert. Ebenso gleicht es allgemeine Müdigkeit und
Interesselosigkeit aber auch Überaktivität aus.

Die Heilkraft der Pflanzenknospen

Im zeitigen Frühling werden die geschwollenen Knospen am Weißdorn geerntet. Die Knospen
tragen die ganzen Vitalstoffe und Wirkstoffe in sich.

Abgezwickt werden 1 Gramm frische Weißdornknospen. Diese ganz fein schneiden und in ein 30
ml Braunglas geben. Mit 10 ml Glycerin und 10 ml 70% Alkohol, unvergällt auffüllen. 3 Wochen
stehen lassen. Täglich schütteln. Abseihen. Dann mit 90 ml Glycerin und 90 ml Alkohol auffüllen.
Das Knospenheilmittel in eine Sprühflasche füllen. Beschriften. Ca. 2 Jahre haltbar. Bei Bedarf tgl
2-3 Sprühstöße direkt in den Mundraum.

Sehr gut nachzulesen und hervorragend erklärt: Cornelia Stern, Die Heilkraft der Pflanzenknospen

Weißdorntee:

1Tl (1-1,5 g) Blüten mit Blättern mit 1 Tasse kochendes Wasser überbrühen, zugedeckt 15 min.
stehen lassen, abgießen. 3-4-mal tgl. 1 Tasse trinken. Bei Bedarf mit Honig süßen. Kurmäßig über
mehrere Wochen bis Monate trinken. Der Tee eignet sich zur Vorbeugung und Stärkung und
Kräftigung des Herz– Kreislauf – Systems.

Oder 2 Teel. Blätter, Blüten oder Früchte mit einer Tasse Wasser übergießen, 15 Min. ziehen lasen
(Beeren zuvor kurz aufkochen). Für eine Kur werden für wenigstens 3 Monate 2 Tassen tgl.
getrunken

Theriak – Herzwein mit Weißdorn

Weißdornbeerenwein ist ein beliebtes Herztherapeutikum.
250g Weißdornbeeren
½ L Rotwein
Die frischen Früchte evt. Im Mixer zerkleinern oder im Mörser zerstoßen, in ein großes Glas oder
eine Flasche mit einer weiten Öffnung füllen, mit dem Rotwein übergießen, an einem warmen,
sonnigen Platz 2 Wochen stehen lassen, alle 1-2 Tage gut schütteln. Nach dieser Zeit wird
abgefiltert, dazu kann man eine Kaffeefiltertüte in ein größeres Teesieb legen und den
Weißdornwein in eine schöne Karaffe oder Flasche abfüllen.

oder

1 Handvoll reifer, roter Früchte anquetschen, mit 1 Handvoll Weißdornblüten und –blättern, 5 TL
Mellissenblättern und 3 TL Herzgespannkraut in 2 L Rotwein zum Kochen bringen, 20 min. ziehen
lassen und abgießen. Aromatisieren sie den abgekühlten Wein mit 2-4 EL Honig und nehmen sie
ihn Likörgläschenweise ein (1-2 Gläschen pro Tag).

Weißdornlikör

1 Handvoll Weißdornbeeren
1 L Traubenschnaps oder Korn
2 Stengel Melisse
250 g braunen Zucker
Weißdornbeeren, Schnaps und Melisse 8 Tage zugedeckt ziehen lassen. Abseihen und den Zucker
hinzugeben. Noch etwas ziehen lassen und in gut schließende Flaschen füllen.
Dieser Likör stärkt das Herz und ist damit eine ausgezeichnete Medizin für ältere Menschen. Nach
Bedarf trinken.

Weißdorntinktur

Die Tinktur ist ein kreislaufanregendes Mittel, sie fördert die Durchblutung der Herzkranzgefäße.
Die Tinktur wird aus Blüten oder/und Beeren bereitet, indem man sie mit der doppelten Menge
hochprozentigem Alkohol, das kann ein Obstbrand, Kornschnaps oder eben Wodka sein,
übergießen, drei Wochen täglich schütteln, dunkel lagern und dann abfiltrieren. Die Tinktur sollte
jedes Jahr neu angesetzt werden.

Konservieren / Aufbewahren
Blüten und Beeren in der Sonne trocknen und in gut schließenden Behältern aufbewahren. Die
Wirkstoffe verflüchtigen sich schnell, daher alljährlich neu sammeln.

Kulinarisches Erleben – Rezepte mit Weißdorn

Schon die Germanen wussten von der kraftspendenden Nahrungsquelle und kochten aus den
fleischigen, roten, mehlig – süßlich schmeckenden Beeren ein Mus oder aßen sie roh.

Marmelade, Kompott und Gelee mit Weißdorn

Aus den Beeren kann man Marmelade, Sirup, Kompott oder Gelee zubereiten, da sie gut gelieren.
Sie lassen sich auch wunderbar mit anderen Früchten wie z.B. Holunderbeeren, Birnen und Apfel
zu leckeren Kompositionen verarbeitet. Die Früchte können auch einfach als Mus gegessen werden
oder das getrocknete Fruchtfleisch als Mehlzusatz beim Brotbacken verwenden.

Weißdorn – Birnen Creme

Zutaten: für 4 Personen
• 150 g Weißdornbeeren
• 600 g Birnen (geschält, entkernt und in feine Scheiben geschnitten)
• 100 ml Apfelsaft
• ¼ TL Vanillezucker
• 4 EL Honig
• 150 g Rahmquark
• 50 ml Sahne (geschlagen)
Zubereitung:
Weißdornbeeren, Birnen und Apfelsaft aufkochen und 5 Minuten zugedeckt stehen lassen. Das
Gemisch durch ein feines Sieb streichen, mit Vanillezucker und Honig verrühren und auskühlen
lassen. Vor dem Servieren Rahmquark und Schlagsahne darunterheben und die Creme in Gläser
füllen. (Quelle: Oskar Marti „Herbst in der Küche“)

Chudney mit Weißdorn

900g Weißdornbeeren
Beeren waschen und mit 0,5 L Apfelessig aufkochen. Eine Stunde köcheln lassen.
Durch die flotte Lotte passieren, damit sich die Kerne ausscheiden.
Unter ständigem Rühren den Brei nochmals aufkochen und hinzufügen:
350 gr. braunen Zucker und die Gewürzmischung von
1 TL Salz, 1 TL Galgant oder Ingwer (frisch gerieben oder pulverisiert), ein wenig Muskatnuss,
einigen Gewürznelken und schwarzen Pfeffer
Die Mischung etwas eindicken lassen und in abgekochte saubere Gläser füllen und beschriften.
Lecker zu Käse und indischen Gerichten.

Quellenangabe:

  • Fred Hageneder, Der Geist der Bäume, Neue Erde Verlag
  • Ursel Bühring, Praxis Lehrbuch der modernen Heilpflanzenkunde, Haug Verlag
  • Cornelia Stern, Die Heilkraft der Pflanzenknospen, Trias Verlag
  • Internet: www.miriamwiegele.at
  • http://www.vorsichtgesund.de/rezept-weissdorn-herzwein
  • https://kraeuterweisheiten.de/weissdorn.html