Haben Sie Freude daran, Ihre Heimat zu erforschen? Möchten Sie Natur erleben, ein wenig wandern, schöne Plätzen entdecken, die Seele mit frischen Sinneswahrnehmungen nähren und Erkenntnisse über Naturzusammenhänge gewinnen?

Haben Sie sich schon einmal die Frage gestellt, ob ein Berg, eine Quelle oder besondere Bäume mehr als nur eine „natürliche Schönheit” besitzen?

Wir können einen Landschaftsraum unter verschiedenen Gesichtspunkten betrachten und in seiner Gesamtheit erforschen. Dazu gehören Felsen und Steine, Berge und Täler, Quellen und Flüsse, Wald und Wiese, Tiere und Pflanzen.

Was ist Geomantie?

Der Begriff „Geo – mantie“ setzt sich aus zwei Wortwurzeln zusammen. Der Wortstamm „geo“ geht auf den griechischen Begriff „Gaia“ zurück, der wiederum für die Erde selbst steht, die als älteste aller Gottheiten angesehen wurde1. Der Wortstamm ‚mantie’ leitet sich vom griechischen „mantaia“ = „Weissagung“ her. Übernommen ins Lateinische als „Mantika“ enthalten beide Wortwurzeln die indogermanische Silbe „man“, was im Sanskrit für Mond und Weisheit steht. Der Begriff kann damit prägnant als „Weisheit der Erde“ beschrieben werden.

Geomantie ist also die Kunst, die Erde zu lesen, um damit das Wesen und Wirken eines Ortes zu erkennen und wird verwendet für die uralte Fähigkeit des Menschen, die unsichtbaren Kräfte, Welten und Wesen eines Ortes wahrzunehmen. Die Geomantie verwendet dazu eine geschulte Wahrnehmung, Radiästhesie, Naturwissenschaften, Geschichtsforschung, Philosophie, Religion, Mythologie und das überlieferte Wissen der verschiedenen Traditionen der Welt.

Mit Hilfe der Geomantie gelang es den Menschen früher, bei ihren Vorhaben die Gesetzmäßigkeiten der Natur zu beachten. Erst durch den Verlust dieser Betrachtungen in der modernen Kultur und die daraus resultierenden ökologischen und sozialen Probleme wird uns heute wieder bewusst, wie wichtig eine solche spirituelle Wissenschaft ist.

Sinn und Ziel der Geomantie war es immer, Projekte und Vorhaben der Menschen mit den unsichtbaren Kräften der Welt in Einklang zu bringen. Denn man kann mit Landschaftsenergien arbeiten und etwas bewirken, wenn man sie erkennt und ihre Dynamiken versteht.

Der Überblick

Wenn Sie die eigene Heimat oder ein Landschaftsraum besser kennenlernen möchten, ist es hilfreich, sich eine topographische Wanderkarte, Maßstab 1:25000 zu besorgen. Wenn Sie tiefer einsteigen möchten, lohnt sich auch noch die geologische Karte und/oder eine Reliefkarte.

Schauen Sie sich auf der Karte an, wo Flüsse entlang fließen und wo Berge und Bergrücken sich entlang ziehen. Große Flüsse wie Rhein, Main, Neckar oder Donau begrenzen und trennen Landschaften weiträumig voneinander ab. Ebenso durchschneiden Bergrücken und Hügelketten ganze Gebiete. Entlang der Höhenzüge entstehen Wasserscheiden, die auch mit den energetischen Flüssen im Land verbunden sind. Das haben schon die alten Römer gewusst und zum Beispiel beim Bau des Limes mit seinen Wallanlagen die Landschaftsströmungen mit einbezogen.

Betrachten Sie auf der Karte, wo besondere Naturdenkmäler wie markante Berge, ungewöhnliche Steinformationen, uralte Bäume, Quellen, Wasserfälle, Seen, Höhlen liegen. Auch alte keltische Ringwälle, Viereckschanzen/Keltenschanzen oder einzeln stehende Steine, Menhire oder Ruinen von frühen Kirchen, Klöstern und Kapellen geben Hinweise auf besondere Strömungen in der Landschaft.

Dem Himmel so nah, betrachteten viele Kulturen die Berge als Sitz der Götter. Die Menschen bestiegen sie mit Achtung und Ehrfurcht, sie gaben ihnen Namen. Sie betrachteten den Himmel als Übergang zu einer höheren, nichtmateriellen Welt.

Im Himalaya zum Beispiel ist es heute noch Brauch, vor dem Aufstieg oder der Umrundung von heiligen Bergen eine Zeremonie zu begehen, um damit das Wohlwollen der Götter zu erbitten. Natürliche Kraftorte waren und sind für viele Naturvölker heilige Stätten und Wohnstätten für personifizierte Energien.

Auf der Spitze des Berges ist der Mensch dem Himmel, dem Licht, Sonne, Mond, Sternen und seinem Gott näher. Er ist seinem Alltag entrückt und kann sich einen Überblick verschaffen. Dieser Überblick lässt ihn das eigene Leben aus einer anderen Perspektive und losgelöst von irdischen Verstrickungen betrachten. Aus geomantischer Sicht könnte man sagen, er ist dem kosmischen Weltenäther näher.

Kleiner Ausflug zu den Gesteinen – Sind Steine mehr als Materie?

In der Menschheitsgeschichte wurden die ersten Werkzeuge und Gebrauchsgegenstände aus Stein gefertigt. Besonders schöne steinerne Exemplare dienten als Kultobjekt oder Schmuckstück, waren heilkräftiger Gegenstand oder Amulett.

Heute reduzieren wir die Steine meistens zu Straßenschotter und Baumaterial. Dennoch verbauen wir in unseren Wohnräumen gern Granit, Marmor oder Sandstein, besonders schöne, klare und reine Steine stellen wir als Schmuckstück ins Regal. Und manchen Stein erheben wir zu Edelsteinen.

Die Erde und der Boden unter unseren Füßen ist unsere Grundlage. Gesteine sind uralt – jedenfalls an unserer Lebenszeit bemessen. Das Gestein, worauf wir leben, ist unsere Heimat und schenkt uns Stabilität, Sicherheit und Nahrung. Besondere Landschaftsformationen sind seit alters her Schutzraum oder Versammlungsort, Ort der Besinnung und des Rückzugs und wurden für Zeremonien aufgesucht.

Ein Stein ist gefrorene Musik (Pythagoras)

Wir verbringen unser Leben auf einem bestimmten Gestein!

Um die Einwirkung der Gesteine auf unser Leben zu verstehen, brauchen wir zunächst nur etwas Beobachtungsgabe.

Meistens betrachten wir Steine als tote Materie und es fällt uns vielleicht schwer, ihnen eine gewisse Lebendigkeit zuzugestehen. Doch im Gesamtverband des Lebens auf der Erde spielen sie eine ebenso wichtige Rolle wie Pflanzen, Tiere oder wir Menschen.

Wir könnten auch fragen: Sind Knochen lebendig? Für sich betrachtet, ist auch hier die Antwort nicht eindeutig, in unserem Organismus jedoch sind sie ebenso wichtig wie Gefäße, Muskeln und Nerven.

Es ist daher sicherlich sinnvoll, unsere Beziehung zu den Steinen aus neuen Blickwinkeln zu betrachten. Auch die gewöhnlichen Steine, mit denen wir uns umgeben, und nicht zuletzt der Boden unter unseren Füßen, wirken beständig auf uns ein.

Wenn wir aufmerksam sind, werden wir merken, dass bestimmte Findlinge, Gesteine oder Schmuckstücke immer wieder ähnliche Empfindungen und Stimmungen bei uns hervorrufen.

Steine sind alles andere als tote Materie – sie sind Energieträger, Informationsspeicher und das Gedächtnis der Natur. Sie speichern Schwingungen oder Informationen der Umgebung und senden Strahlungen aus, die auf lebendige Organismen einwirken.

 

Geologische-Geomantie

Geologische Geomantie

Die geologische Geomantie beschäftigt sich mit den Wechselwirkungen zwischen Gesteinen und dem darauf existierenden Leben. Dabei spielen neben dem Mineralgehalt, der eigentlichen Substanz der Gesteine, die tektonischen Prägung, die Beziehung zum Wasser und vor allem die Entstehungsweise und Entstehungsgeschichte eine wichtige Rolle.

Selbst die ewigen Gesteine unterliegen den großen Schöpfungsprinzipien des Werdens, Wandelns und Vergehens, auch wenn diese Vorgänge in Jahrmillionen erfolgen. Jedes Gestein entstammt einer bestimmten erdgeschichtlichen Epoche, die durch spezielle Umwelt-, Klima-, Entwicklungs- und Lebensbedingungen geprägt wurde.

Jedes einzelne Gestein verkörpert so im wahrsten Sinne des Wortes eine spezielle Phase des beständigen Verwandlungsprozesses. So ist das Gestein im Untergrund die Wurzel der „typischen Mentalität“ einer Gegend oder eines Landes. Es kann bestimmte Entwicklungsprozesse in uns anregen, wenn wir lange genug darauf wohnen und leben. So ist es zu verstehen, dass bestimmte Plätze (natürlich oder von uns gestaltet) zu Orten der der Kraft, der Heilung und der Transformation werden können.

„Werdend sollt Ihr die Dinge betrachten.“ Goethe

Die Gesteine prägen die Atmosphäre

Die Gesteine prägen den Landschaftsraum und gestalten ihn mit ihrer Kraft. Das Gestein und die Geomorphologie (formbildende Prozesse) unter unseren Füßen ist die Grundlage für die Vielfalt des Lebens. Denn es ist verantwortlich dafür, wie viel Wasser vorkommt und welche Bäume, Pflanze und Tiere und nicht zuletzt Menschen sich darauf ansiedeln.

Ein kieselsäurehaltiges magmatisches Gestein wie der Granit zum Beispiel ist sehr undurchlässig. Feldspat, Quarz und Glimmer, die Bestandteile des Granits, sind festverzahnt und undurchdringlich. In Landschaften mit Granit im Untergrund finden Sie viele Quellen, Bäche und Flüsse – vergleichen sie einmal eine geologische Karte mit der dazugehörigen Wasserkarte – und es siedeln sich Pflanzen an, die den säurehaltigen Boden gerne mögen.

Ganz anders verhält sich ein Sediment wie das basische Kalkgestein, das durch exogene Kräfte entstanden ist, das sind Vorgänge, die auf die Erdoberfläche einwirken. Diese Gesteine bestehen aus Kalkgehäusen von Einzellern, Korallen, Muscheln und Schnecken, das sind die Ablagerungen eines Meeres aus dem Jura. Kohlensäurehaltiges Wasser hat den porösen Kalk ausgefressen, so dass Höhlen und Schlucklöcher entstanden sind. (Schlucklöcher sind schachtartige Hohlräume, in denen ein Bach oder Fluss verschwindet und unterirdisch weiterfließt) Die Landschaft zeigt viele Trockentäler, Quellen gibt es recht wenig, dafür kommt aus den wenigen Karstquellen gleich ein ganzer Fluss aus dem Berg! Schön zu sehen zum Beispiel auf der Schwäbischen Alb beim Aachtopf, Brenztopf oder Blautopf.

Mögliche Fragen, die Sie bezüglich Ihres Heimatbodens stellen können:

  • Wie fühlt sich der Boden unter Ihren Füßen an?
  • Wie und in welchem Erdzeitalter sind die Landschaft und das Gestein entstanden?
  • Welche formgebenden Kräfte zeigen sich? (Geomorphologie)
  • Welche Einflüsse haben den Landschaftsraum geformt?
  • Welche Edelsteine könnten in diesem Gestein entstehen und gefunden werden?

Der Boden unter unseren Füßen wirkt auf uns

Wie die Steine wachsen, so wirken sie! Die Entstehung der Gesteine und Mineralien, auf denen wir leben, spiegelt unsere Lebenssituation. Hier finden sich Analogien zwischen der Entwicklung eines Gesteins und ähnlichen Prozessen in unserem Leben.

Es gibt es drei wesentliche Bildungsprinzipien.

Steine und Gesteine können aus dem Magma, der flüssigen Gesteinsschmelze des Erdinneren, entstehen. Magmatisch gebildete Steine fördern uns in Startphasen des Lebens, sie helfen Ideen zu verwirklichen und Anfangsschwierigkeiten zu überwinden.

Steine und Gesteine können durch fortwährende Veränderung durch Verwitterung und Ablagerung entstehen. Diese durch Umwelteinflüsse (Sedimente) gebildeten Steine helfen uns, begonnene Projekte weiterzuentwickeln und unterstützen uns dabei, in Auseinandersetzungen mit der Umwelt zu bestehen und daraus zu lernen.

Steine und Gesteine können durch eine Metamorphose, das heißt eine Gestaltwandlung, unter Druck und Hitze entstehen. Metamorphe Steine ermöglichen Begonnenes zu beenden, offene Zyklen zu schließen und sie sind gute Begleiter in Krisenzeiten oder Zeiten der Transformation.

Alles strahlt

Auch Steine geben messbare Schwingungen ab, die je nach Mineral im gesamten bekannten Frequenzbereich von ULF Wellen (das sind ultra-langsame Wellen) bis hin zu radioaktiver Strahlung liegen können. Wir müssen uns an den Gedanken gewöhnen, dass alles, was existiert, durch Schwingungen in einem unmittelbaren Austausch mit seiner Umgebung steht.

Vielleicht sehen Sie den Boden unter Ihren Füßen bei Ihrer nächsten Wanderung nun mit anderen Augen. Beobachten Sie, was bei der „Berührung“ mit bestimmten Gesteinen, Mineralien oder Edelsteinen geschieht.

Ich hoffe, dass ich Ihnen ein paar Anregungen und neue Blickwinkel zur Betrachtung der Landschaft bei Ihrer nächsten Wanderung mitgeben konnte!

Im nächsten Teil des Artikels kommen noch weitere Gesichtspunkte dazu.

Viel Freude beim Wandern und Entdecken,

Ihre Franca Bauer